Winterruhe im Löcknitztal
Winterruhe im Löcknitztal

       Geschichte des Vereins IG Löcknitztal e.V.

Die Anfänge des Vereins reichen bis in die frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, als wir in zuerst noch unregelmäßigen Arbeitseinsätzen gegen die fortschreitende Sukzession der Löcknitzwiesen angegangen sind, und begonnen haben, die Naturausstattung des Tales zu erfassen.

 

1977 hatten wir, noch unorganisiert, einen ersten Antrag zur Ausweisung eines NSG im Löcknitztal an den Rat des Bezirkes Frankfurt/O. gestellt, allerdings mit wenig Echo. Mehr beachtet wurde dieser Antrag, nachdem im Winter 1978/79 durch die Staatsorgane ein Schwimmbagger in die Löcknitz eingesetzt worden war, der ohne jeden erkennbaren Sinn den abgesaugten Schlamm zu beiden Seiten 50 m weit in die Landschaft schoss, und damit nicht nur bei Naturschützern Proteste auslöste, sondern auch die Jäger vergrämte. Wir hatten dadurch als wichtige Unterstützer die Jagdgesellschaft gewonnen, die gesellschaftlich höher angebunden war als wir „armen Spinner“ vom inzwischen gegründeten Naturschutzaktiv Grünheide.

 

1981 wurde versucht, die im damaligen Kreis Fürstenwalde bekannten Naturfreunde und Naturschützer innerhalb der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR zu vernetzen. Im März 1981 wurde ein Kreisvorstand gebildet, in dem die in verschiedenen Orten des Kreises vorhandenen Naturfreunde als Fachgruppen mit unterschiedlicher Ausrichtung zusammengefasst und vertreten waren. Durch die GNU bekamen wir Zugang zu ausgewiesenen Fachleuten, die uns halfen, die Naturausstattung unseres Gebietes vollständiger zu erfassen. So hatten wir am 13.06.1981 eine Exkursion in das Löcknitztal organisiert, die wissenschaftlich begleitet wurde durch Dr.Michael Succow, damals Bezirksvorsitzender der GNU Frankfurt/O., Günter Hamel, damals Vorsitzender des AK Heimische Orchideen und Klaus Böhmert, damals Sekretär der GNU Frankfurt/O. und ausgewiesener Feldherpetologe. Die Ergebnisse dieser Exkursion und das schon durch uns erarbeitete Material wurden in einem Konvolut von 21 Seiten zusammengefasst, welches die Schutzwürdigkeit des Tales  eindrucksvoll unterstrich (G. Ziebarth 1981). Wir konnten unter anderem 85 Brutvogelarten und 20 Gastvogelarten und das noch nicht lange zurückliegende Vorkommen der Sumpfschildkröte dokumentieren, auf der Exkursion gelang der erste Nachweis der Glattnatter.

 

1982 entstand dann die Fachgruppe Interessengemeinschaft Löcknitztal bei der GNU aus den Mitgliedern der Naturschutzaktive Grünheide und Erkner. Wir wurden 1983 als Anerkennung für das schon Geleistete und unsere Kompetenz vom Rat des Bezirkes zum Betreuerkollektiv des künftigen NSG "Löcknitztal" berufen. alle Materialien zur Antragsstellung hatten wir schon längst erarbeitet und beim Rat des Bezirkes Frankfurt(Oder) eingereicht. Zur Beschleunigung hat die IG Löcknitztal im November 1983 eine Eingabe an den Rat des Bezirkes gemacht, und wir konnten uns auch der Unterstützung von Dr. Großer vom Institut für Landschaftsforschung und Natruschutz versichern. Trotzdem dauerte es noch bis zum 22.03.1984, bis der Bezirkstag in seinem Beschluss Nr. 70 das Löcknitztal zwischen Kienbaum und der Großen Wallbrücke bei Grünheide auf 448 ha unter Schutz stellte, davon als eigentlich schutzwürdige Fläche 180 ha Niedermoor und die 4 ha des teilweise mesotroph-sauren Postluchs. Es ist festgeschrieben, dass die IG Löcknitztal bei Nutzungsänderungen zu konsultieren ist. Nur die in der Mitte des Gebietes liegende Kleinsiedlung Klein Wall, eine ehemalige Wassermühle, wurde ausgenommen. Auf Beschluss höherer Instanzen sollte nämlich in Klein Wall eine Forellenmastanlage errichtet werden, deren  ökologische Folgen uns gegenüber bagatellisiert wurden. Durch Konsultation von Fachleuten und durch eigenes Literaturstudium konnte jedoch nachgewiesen werden, dass der Nährstoffeintrag von zweimal 80 Tonnen "produzierter" Forelle die Unterwasservegetation im Bach auf mindestens 3 km unterhalb der Anlage vernichten wird. (G. Ziebarth 1984). Gegen den Inhalt dieses Papiers konnten die Verantwortlichen der Staatsorgane nichts vorbringen, wohl aber dagegen, dass der Autor es durch die Verteilung öffentlich gemacht hatte. Um den ökologischen Zustand der Löcknitz vor Inbetriebnahme der Forellenmastanlage zu dokumentieren, unterstützte uns zusätzlich Dr. Werner Pietsch, Dresden,  durch die Aufnahme der submersen Vegetation der Löcknitz an 13 Stellen unterhalb von Klein Wall (Pietsch et al. 1984).

 

Trotz oder gerade wegen unseres ständigen Opponierens wurde das Löcknitztal zum Ort und Thema eines Kreislandschaftstages am 17.10.1986. Dazu hatten wir eine vollständige Dokumentation der uns bekannten Naturausstattung vorgelegt (G. Ziebarth & R. Ziebarth 1986). In dieser war das bekannte Wissen über die Pflanzen, Vögel und Säugetiere aus unseren eigenen langjährigen Beobachtungen zusammengefasst, einschließlich der Ergebnisse von Molluskenaufsammlungen (64 Arten) (Haldemann 1983) und einer ersten Würdigung der Schmetterlingsfauna von  Dr. Jörg Gelbrecht. Auf dieser erfolgreichen Veranstaltung wurde zugesagt, dass unterhalb der Forellenanlage Makrophytenteiche im Sinne einer Pflanzenkläranlage eingerichtet werden. Tatsächlich wurden mehrere Becken freigeschoben, die allerdings zu klein waren und nicht bepflanzt wurden und keinen effizienten Rückhalt von Nährstoffen erlaubten. So war es keine Überraschung, als 1989 nach einem halben Jahr der Inbetriebnahme der Forellenmastanlage auf einer Strecke von 3 km jegliche Wasserpflanzen abgestorben waren. Selbst so robuste Vertreter wie die Gelbe Teichrose waren verschwunden. Auf dem Gewässergrund hatten sich dezimeterdicke Schlammmassen abgelagert, die von Grünalgen bewachsen waren.   Glücklicherweise wurde der Mastbetrieb mit der Wende aus ökonomischen Gründen eingestellt, die Wasserqualität verbesserte sich wieder (Gelbrecht & Driescher 1996) und die Makrophyten kehrten im besagten Abschnitt der Löcknitz zurück. Dass wir mit unseren wissenschaftlich begründeten Einwänden gegen die Konzipierung der Forellenmastanlage keinen Erfolg hatten, versteht sich von selbst und war durchaus desillusionierend. Dennoch setzten wir unsere Arbeiten zur Biotoppflege im NSG fort. Wir konnten bis 1990 auf die beeindruckende Zahl von bis dato 3000 Stunden praktischer Biotoppflege zur Freihaltung der Landschaft bei unseren Arbeitseinsätzen verweisen, nicht nur durch uns alleine, sondern auch durch viele andere Menschen, die wir motivieren konnten. So kamen Helfer von den Jägern, den Anglern, von der Forstwirtschaft und von benachbarten Naturschutzgruppen. Aber auch ganz normale Bürger und auch Schüler waren dabei. Höhepunkte waren ein kreisoffener Arbeitseinsatz am 11. Januar 1987 mit 40 Teilnehmern und ein bezirksoffener Arbeitseinsatz am 14. Februar 1988 mit 65 Teilnehmern. Die Wiesen, die wir damals in Kraftakten wieder freistellen konnten, sind heute noch offen.

 

Den Zerfall der Kulturbundstrukturen durch die Wende 1989/90 hat die IG Löcknitztal recht gut überstanden. Zwar verschwanden eine Reihe unserer Mitstreiter ohne Abschied, und andere konnten wegen neuer beruflicher Belastungen nicht mehr so mitwirken wie vorher, aber der „harte Kern“ blieb erhalten, verstärkt durch neue kundige und engagierte Naturfreunde. Dem Zug der Zeit folgend gründeten wir uns am 9. März 1993 als Verein bürgerlichen Rechts „IG Löcknitztal e.V.“ neu, ohne die Kontinuität verloren zu haben. Seitdem setzen wir unsere Arbeit so wie früher fort: Wir machen zwei bis 4 Exkursionen im Jahr, je nach Jahreszeit mit Schwerpunkten im Ornithologischen oder Botanischen, in Sommer- und Winterarbeitseinsätzen sorgen wir dafür, dass die Freiflächen auch frei bleiben.

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