Winterruhe im Löcknitztal
Winterruhe im Löcknitztal

Schmetterlinge (Lepidoptera)

An der Erfassung der Schmetterlingsfauna nahmen teil: Carsten Anderssohn (Berlin), Hans Blackstein (Rathenow), Klaus Dörbandt (Berlin), Dr. Jörg Gelbrecht (IGB), Bernd Heuer (Hangelsberg), Dr. Detlef Kolligs (Sellin/ Schleswig-Holstein), Dr. Hartmut Kretschmer (Neuenhagen), Dr. Bernd Müller (Berlin), Stefan Ratering (Berlin), Dr. Frank Rosenbauer (Berlin), Karl-Heinz Salpeter (Niederlehme), Franz Theimer (Berlin), Volker Tröster (Berlin), Peter Weisbach (Berlin). Ergänzende Einzelbeobachtungen erfolgten durch Ingolf Rödel (Lugau) und Jürgen Schreiber (IGB).

Insgesamt wurden auf einer Fläche von nur etwa 5 - 6 km² 375 Schmetterlingsarten, darunter allein 270 Arten der sogenannten Großschmetterlinge, beobachtet. Das sind über 15% aller jemals im Land Brandenburg nachgewiesenen Schmetterlingsarten bzw. etwa 27% aller jemals in Brandenburg nachgewiesenen Großschmetterlinge. Durch den GEO-Tag erhöhte sich die Artenzahl der bislang auch historisch gut bearbeitete Großschmetterlingsfauna von 650 Arten auf 660. – Die Erforschung der Kleinschmetterlingsfauna des Löcknitztales steht erst am Anfang, die Erfassung anlässlich des GEO-Tages stellt damit eine Startphase dar. Die Zahl der im Gebiet vorkommenden Kleinschmetterlinge dürfte ähnlich hoch sein wie die der Großschmetterlinge.

Die Zahlen belegen eindrucksvoll die außerordentliche Bedeutung des Löcknitztales für die Schmetterlingsfauna des gesamten norddeutschen Tieflandes. Gründe für die hohe Zahl der am GEO-Tag nachgewiesenen Arten sind folgende:

  • Außerordentliche große Biotopvielfalt (Röhrichte, extensiv genutzte und blütenpflanzenreiche Mähwiesen auf Niedermooren, Hochstaudenfluren, Moorwälder unterschiedlicher Sukzessionstadien sowie ans Tal angrenzende mesophile Übergangsbereiche und meist nährstoffarme, kontinentalgeprägte Sand-Trockenrasen, insbesondere auf den die Löcknitz querenden Energietrassen und sehr unterschiedliche, vielfach lichte und ebenfalls blütenpflanzenreiche Waldstrukturen,
  • große Zahl von Entomologen, die an den verschiedensten Stellen das Löcknitztal untersuchten,
  • sehr günstige Witterungsbedingungen für Tag- und Lichtfang sowie
  • die aufgrund des bisherigen Witterungsverlaufes (sehr warmer April und Mai) extreme Verschiebung der Phänologie vieler Arten (es wurden viele Arten nachgewiesen, deren Flugzeit normalerweise erst Ende Juni beginnt).

Aber nicht nur die hohe Artenzahl, sondern auch der Nachweis von naturschutzfachlich wertvollen Arten unterstreicht die Bedeutung des NSG Löcknitztales und seiner unmittelbaren Umgebung für den Erhalt der Schmetterlingsfauna des norddeutschen Tieflandes.

So konnten drei der in der aktuellen Brandenburger Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ eingestuften Arten (=RL 1) nachgewiesen werden: Der Rispenfalter Lasiommata maera und die Spannerart Epirrhoe hastulata (Raupennachweise an Galium boreale) – beide besitzen im Gebiet die letzten bekannten norddeutschen Vorkommen – sowie der auf Niedermoorwiesen in größerer Populationsstärke fliegende Baldrian-Scheckenfalter Melitaea diamina.

Von weiteren 12 Arten der Roten Liste RL 1, die im Löcknitztal noch nach 1990 beobachtet wurden, gelang wegen derer Phänologie und Seltenheit kein Nachweis anlässlich des GEO-Tages. Erfreulich war auch der Nachweis von Eistadien des Feuerfalters Lycaena helle sowie von Faltern des Goldenen Scheckenfalters Euphydryas aurinia, die beide in Brandenburg als ausgestorben gelten und in der europäischen FFHRichtlinie im Anhang II und IV gelistet sind. Für beide Arten laufen aktuell u.a. im Löcknitztal Wiederansiedlungsversuche im Rahmen eines umfangreicheren Programms im Land Brandenburg. Inwieweit diese Wiederansiedlungsversuche langfristig erfolgreich sein werden, muss die Zukunft zeigen und hängt ganz wesentlich von einem fortlaufenden und erweiterten Pflegemanagement der Habitate beider Arten im Löcknitztal ab (Wiesen mit Beständen des Schlangen-Knöterichs Polygonum bistorta bzw. des Teufelsabbiß Succisa pratensis). E. aurinia war im Löcknitztal im Jahr 1983 ausgestorben, von L. helle sind letzte Nachweise aus dem Jahr 1963 bekannt.


Jörg Gelbrecht, Juni 2011

Kompletter Text und Artenliste Schmetterlinge
Artenliste_Schmetterlinge.pdf
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