Unser Löcknitztal im Sommer 2024
Unser Löcknitztal im Sommer 2024

Lage des NSG

 

Das heutige NSG "Löcknitztal" liegt am  östlichen Berliner Stadtrand in einem etwa 13 km langen Niedermoor, durchflossen von der Löcknitz, die oberhalb von Kienbaum durch Zusammenfluss von Stobber und Mühlenfließ entsteht. Von Kienbaum bis unterhalb Fangschleuse fließt die Löclnitz damals wie heute frei mäandrierend und hat auf mehr als 20 km natrülich Uferstrukturen behalten.

Einbezogen in das NSG sind anliegende Waldflächen und das 4 ha große Kesselmoor "Postluch", das von einem um 1900 betreibenen Torfabbau überformt ist.

Die Löcknitz fließt in Erkner in den Flakensee und entwässert über das Flakenfließ letztlich in die Spree.

Ein ausführliche Beschreibung des gesamten NSG und seines Einzugsgebietes, seiner Geschichte, seiner naturräumlichen Ausstattung und seiner Flora und Fauna erfolgt bei  Driescher & Gelbrecht (1996). Die umfangreichen Ergebnisse und Erfahrungen der Mitglieder der IG Löcknitztal flossen in vollem Umfang in diese Publikation ein.

 

 

Was macht das NSG Löcknitztal so besonders wertvoll?

 

  • Das Niedermoorgebiet des Tales wird fast in seiner gesamten Länge von Wald eingefasst, äußere anthropogene Einflüsse sind gering, nur Teile des Tals sind für Wanderer zugänglich, Verkehrslärm tritt kaum auf. Die Niedermoorbereiche wurden nie stark entwässert, wodurch es nicht zu der bekannten Torfzersetzung mit all ihren negativen Folgen kam. Früher angelegte kleine und flache Stichgräben sind nach 1960 zugewachsen. Dadurch bedingt sind auch gegenwärtig zahlreiche wertvolle Quellhorizonte entlang des gesamten Tales zu finden. Die weitgehend ungestörten hydrologischen Bedingungen und die damit verbundene nur geringe bis mäßige Torfsetzung sind Voraussetzung für die erfolgreiche Wiederherstellung von artenreichen Wiesen, u.a. mit verschiedenen Orchideenarten, durch das Pflegemanagement der IG Löcknitztal.
  • Die Löcknitz hat zwar eutrophe Wasserqualität, man findet aber im gesamten Bachlauf hochwertige Laichkrautgesellschaften. Sie hat fast durchgängig natürliche Ufer, der Vergleich mit alten Karten zeigt, dass sie auch gegenwärtig mäandriert. 6 fließgewässertypische (rheophile) Fischarten kommen in der Löcknitz vor (Hasel, Döbel, Aland, Rapfen, Gründling, Steinbeißer) (Fredrich & Wolter1996).
  • Die durch die Biotopmannigfaltigkeit hohe Artenzahl an geschützten und bedrohten Pflanzen, genannt seien nur die vom Aussterben bedrohte Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), die Wiesenorchideen Breitblättriges und Steifblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis & .incarnata), Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Sumpf-Sitter (Epipactis palustris) und Großes Zweiblatt (Listera ovata) sowie die sehr reichhaltigen Bestände weiterer stark bedrohter Arten der quelligen Wiesen wie des Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta) und des Kahlen Frauenmantels  (Alchemilla glabra). Interessant ist das gehäufte Vorkommen wärmeliebender Sippen an den Talrändern im Mittelteil des NSG (Ziebarth & Gelbrecht 1996).
  • Die Löcknitz und ihre Feuchtwiesen stellen wichtige Amphibienlebensräume dar, im Gebiet kommt die Glattnatter vor, bis in die 1960er Jahre wurden Kreuzotter und Sumpfschildkröte beobachtet, für letztere stellt das Gebiet einen potenziellen Wiederbesiedelungsraum dar.
  • Ornithologisch beeindruckt besonders die im Frühjahr an der Gesangsaktivität erkennbare Dichte an Kleinvögeln, insbesondere der röhrichtbewohnenden Arten wie verschiedene Rohrsänger und alle drei Schwirlarten sowie der Arten der offenen abwechslungsreichen Wiesen wie verschiedene Grasmücken, Neuntöter und Braunkehlchen. Gegenwärtig gibt es mindestens fünf Brutreviere des Kranichs. Für die inder näheren Umgebung mit mindestens 4 Brutpaaren ansässigen Fischadler ist die Löcknitz eine wichtige Nahrungsquelle, wenn im Sommer an den Wochenenden die Seen durch den Boots- und Badebetrieb stark gestört sind.
  • Das Tal mit seinem Umland stellt einen einzigartigen Lebensraum für Schmetterlinge dar. So konnten bisher mehr als 650 sogenannte Großschmetterlingsarten nachgewiesen werden (Klima & Clemens1992, Gelbrecht & Ziebarth 1996 sowie unveröffentlichtes Material). Das sind etwa 65 % aller Arten, die jemals im Land Brandenburg nachgewiesen wurden! Herausragend ist das Löcknitztal für den Erhalt von Populationen zahlreicher im Land Brandenburg gefährdeter Arten. So kommen gegenwärtig noch 12 Arten der vom Aussterben bedrohten Arten der Roten Liste Brandenburgs (Gelbrecht et al. 2001) vor, weitere 7 Arten sind gegenwärtig verschollen oder ausgestorben. Die gemähten Wiesen und die Uferzonen der Löcknitz sind Lebensraum für eine stabile Population des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar), einer Art der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Auch die Stechimmenfauna weist viele Besonderheiten auf (Flügel & Saure1993).

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